Spätestens seit die sogenannten Klimaseniorinnen vor rund zwei Wochen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) für die Verurteilung der Schweiz gesorgt haben, sollte man Kollektive von Frauen im fortgeschrittenen Alter ernst nehmen. Die Aktivistinnen hatten die erste Klimaklage eingebracht und recht bekommen. Der EGMR hatte geurteilt, dass die Schweiz wegen zu geringer Klimaschutzmaßnahmen gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt. Von Freitag bis Sonntag laden nun die "Omas gegen rechts" Mitstreiterinnen aus anderen Ländern zu ihrem ersten Europa-Forum nach Wien.

Die Omas gegen rechts bei einem Lichtermeer gegen gegen Rassismus und Rechtsradikalismus am 25. Februar in Wien.
Die Omas gegen rechts bei einem Lichtermeer gegen Rassismus und Rechtsradikalismus am 25. Februar in Wien.
AFP/JOE KLAMAR

Auch hierzulande haben seit einigen Jahren "reife" Frauen die Menschenrechte in das Zentrum ihres Kampfes gestellt: Die Omas gegen rechts treten seit nunmehr sieben Jahren gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Faschismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit, Demokratiefeindlichkeit, Wissenschaftsfeindlichkeit, kurzum gegen jede Form von Diskriminierung auf. Man sieht sie bei Demos gegen den rechtsextremen Akademikerball genauso wie bei Klimaprotesten.

Gegründet hat die Oma-Bewegung, die auf Demos oder bei Mahnwachen leicht an ihren selbstgestrickten Mützen mit spitzen Ohren zu erkennen sind, die Psychotherapeutin und evangelische Theologin Monika Salzer als Facebook-Gruppe. Prominente Frauen wie die langjährige ORF-Korrespondentin Susanne Scholl sind ebenfalls in der ersten Reihe der Omas zu finden.

"Übersehene Feministinnen"

Deutsche Aktivistinnen folgten dem Beispiel der Wienerinnen rasch. Dort haben Anna Ohnweiler und Gerda Smorra den Anfang gemacht. Die deutsche Taz bezeichnete die Gruppe jüngst als "größte Frauenbewegung auf der Straße" und "übersehene Feministinnen", die zu selten in Diskussionsrunden eingeladen würden.

Monika Salzer erklärt dem STANDARD die Beweggründe für das internationale "Europaforum" der Omas: "Angesichts des Rechtsrucks in Europa brauchen wir mehr Verbundenheit und Dialog untereinander." Bisher haben sich schon hunderte Frauen aus der Schweiz, Deutschland, Italien, Polen und Österreich angemeldet.

Dabei ist die Zielgruppe, die die Omas erreichen wollen, nicht nur die eigene Generation. "Wir möchten die Jugend aufwecken, durch unser Engagement motivieren, zu den Europawahlen zu gehen. Es geht um die Zukunft der Jugend", sagt Salzer.

Am Sonntag findet um 10.00 ein Flashmob auf dem Stephansplatz statt, bei dem ein Manifest an die Jugend Europas der Omas verlesen wird. Starten wird das Forum mit einer Performance namens Er'oma'rung am Freitagabend im Albert-Schweizer-Haus, die Performance wurde unter anderem mit dem Wiener Burgtheater koproduziert. (Colette M. Schmidt, 24.4.2024)