Wird man gerade von den Themen des mittleren Alters wie Verfall, Tod und Enttäuschung gebeutelt, dann ist die schottische Komikerin Fern Brady die richtige Gesellschaft an einem kalten Aprilabend. Die 37-jährige Brady ist Meisterin des zynischen Humors. In ihrem Stand-up-Programm Autistic Bikini Queen, das gerade auf Netflix veröffentlicht wurde, lacht sie vor allem über sich als Frau. Sie lässt ihre alternden Brüste über die gute alte Zeit, "als Männer noch dafür zahlten, um uns zu sehen", sinnieren, während sie, "eine schneller als die andere", Richtung Bauchnabel sinken.

Fern Brady mit
Fern Brady mit "Autistic Bikini Queen" auf Netflix.
Screenshot: Netflix

Gut und bitter mitlachen kann man auch, wenn der abendliche Spaziergang, "um Schritte zu sammeln", gar nicht so sehr der Entspannung dient, weil man als Frau oft zwangsläufig an die eigene Tötung im dunklen Park denken muss. Ihre Zuschauerinnen erinnert sie aber schon im nächsten Satz daran, dass es viel wahrscheinlicher ist, von dem Typen, mit dem sie gerade im Theater sitzen, ermordet zu werden als von einem Unbekannten beim Spazierengehen.

Von Lourdes nach Disneyland

Auch die Romantik bleibt bei Brady nicht auf der Strecke. Heiraten als Akt, bei dem man vor Familie und Freunden sagt, wie sehr man sich liebt, ist für sie "wie ein Amateursexvideo, aber mit Gefühlen". Sie muss dann gestehen, dass sie natürlich auch nur das will, was jedes kleine Mädchen will: das Recht, die Herz-Lungen-Maschine ausschalten zu lassen, von ihrem Vater auf ihren Freund zu übertragen. Denn ihr erzkatholischer Vater sei gegen Euthanasie. Er würde sie von Lourdes nach Disneyland schieben, während sie lediglich mit Blinzeln kommunizierend "Gehen wir bitte vors Oberste Gericht!" bettelt.

Fern Brady Autistic Bikini Queen Trailer
Barbican Theatre

Mit dieser schockierend erheiternden Szene lasse ich Sie jetzt allein. Mit den restlichen 45 Minuten des Comedy-Programms kann man wunderbar den nächsten feuchtkalten Abend überstehen. (Olivera Stajić, 24.4.2024)