Der letzte Rest der Gletscherzunge der Pasterze kann ausgiebig besichtigt werden: Katastrophentourismus mit dem SUV.
Stefanie Ruep

Die Großglockner Hochalpenstraßen AG (Grohag) wirbt damit, dass Reisende auf dem Weg in den Urlaub mit dem Auto durch den Nationalpark brausen sollen, anstatt auf der Tauernautobahn im Stau zu stehen. Die sensationellste Attraktion auf dem Weg könnte die Gesellschaft noch hervorheben: Der Pasterze, dem größten Gletscher Österreichs, kann man beim Sterben zusehen, während man mit dem SUV durch die Hochgebirgslandschaft fährt.

Die Gletscher-Ikone am Fuß des Großglockners verlor im Vorjahr mit mehr als 200 Metern in einem Jahr so viel an Länge wie noch nie in der Messgeschichte. Die Zeit für eine Ausfahrt zum ehemals ewigen Eis drängt also, denn in 40 Jahren wird es keine Gletscher mehr in Österreich geben. Dass die Grohag nun einen Sondertarif einführt, kommt sogenannten Dark Tourists, die gerne Katastrophenorte oder Stätten des Todes besichtigen, also sehr gelegen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der schwindende Gletscher als eines der abschreckendsten Beispiele für den Klimawandel bequem mit dem Auto erreichbar ist. Bei dem Anblick bleibt einem das Lachen jedoch im Hals stecken.

Die Autoverbundenheit der Österreicher wird auf der Glockner-Straße überhaupt auf die Spitze getrieben. Auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe kann man auf 2369 Meter Seehöhe die höchstgelegene Automobil- und Motorradausstellung der Welt besuchen. Ab Juni übrigens mit einer Sonderausstellung zu 50 Jahren Porsche Turbo und 125 Jahren Puch-Motorräder auf dem Berg. Man muss schließlich schleunigst für neue Attraktionen sorgen, bevor der Gletscher ganz dahin ist. (Stefanie Ruep, 24.4.2024)