Die Theaterregisseurin Schenja Berkowitsch im Juni 2023 bei ihrer Verhaftung. Nun wurde die UNtersuchungshaft verlängert.
Die Theaterregisseurin Schenja Berkowitsch im Juni 2023 bei ihrer Verhaftung. Nun wurde die UNtersuchungshaft verlängert.
IMAGO/Ilya Pitalev

Moskau - Ein Militärgericht in Moskau hat die Untersuchungshaft für die Theaterregisseurin Schenja Berkowitsch und die Dramaturgin Swetlana Petrijtschuk um sechs Monate verlängert. Die beiden Künstlerinnen bleiben somit bis zum 22. Oktober inhaftiert, wie der zuständige Richter am Freitag nach Angaben der Nachrichtenagentur RIA Nowosti entschied.

Während der Anhörung erklärte die Staatsanwaltschaft, es bestehe Fluchtgefahr. Die Verteidiger der beiden Künstlerinnen wiesen dies zurück. Die 39-jährige Berkowitsch und die 44 Jahre alte Petrijtschuk waren vor einem Jahr wegen des Vorwurfs der "Rechtfertigung von Terrorismus" festgenommen worden. Ihnen drohen bis zu sieben Jahre Haft.

Die Dramaturgin Swetlana Petrijtschuk.
Die Dramaturgin Swetlana Petrijtschuk.
IMAGO/Ilya Pitalev

Haftgrund: Ein Theaterstück

Anlass war ein Theaterstück aus dem Jahr 2020, das von russischen Frauen handelt, die im Internet von Islamisten in Syrien angeworben wurden und sich auf den Weg zu ihnen machten, um sie zu heiraten. Das Stück kam bei Kritikern und Zuschauern gut an und wurde 2022 gleich zweifach mit einer "Goldenen Maske", dem wichtigsten russischen Theaterpreis, ausgezeichnet.

Seit dem Beginn des Militäreinsatzes in der Ukraine hat der Kreml sein Vorgehen gegen Kritiker massiv verschärft. Berkowitsch und Petrijtschuk wurden Mitte April von den russischen Behörden auf eine Liste von "Terroristen und Extremisten" gesetzt. Berkowitsch war bereits 2022 wegen einer Protestaktion zu elf Tagen Haft verurteilt worden. Sie ging zu Beginn der russischen Offensive in der Ukraine allein auf die Straße und trug dabei ein Schild mit der Aufschrift "Nein zum Krieg".

Die Mutter von zwei minderjährigen Kindern veröffentlichte auch Gedichte, in denen sie die Not in ukrainischen Städten beschrieb, die durch russische Angriffe verwüstet wurden. Berkowitsch sagte dem unabhängigen Medium "Sotavision", dass ihre Inhaftierung für die Gesundheit ihrer beiden Kinder "katastrophale" Folgen haben könnte. (APA, 3.5.2024)